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1. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 81

1880 - Essen : Bädeker
Die neue Zeit bis zum westfälischen Frieden. 81 welcher Schlacht Zwingli selbst fiel. — Johann Calvin in Genf nahm Zwinglis Grundsätze auf und verschmolz sie mit seinen eigenen Ansichten zu einem Lehrgebäude, auf welchem die reformierte Kirche beruht. Calvins Lehre verbreitete sich weithin in die französischen Kantone der Schweiz, nach Frankreich, wo die Anhänger des Calvinismus Hugenotten genannt wurden, und nach England und Schottland, wo die Presbyterialkirche der Puritauer entstand. Auch in Deutschland fand der Calvinismus Eingang, und es entbrannten heiße Kämpfe zwischen den Lutheranern und Calvinisten. In England herrschte (von 1509 — 47) Heinrich Viii. aus dem Hause Tudor, einer der größten Tyrannen, welche die Geschichte kennt, grausam, willkürlich und jeder Laune preisgegeben. Zuerst vom Papste wegen einer Schrift gegen Luther „Verteidiger des Glaubens" genannt, trat er bald als Feind der katholischen Kirche auf, weil Papst Clemens Vii. nicht in die Scheidung von seiner Gemahlin willigte. Darum sagte sich Heinrich vom Papste los und erklärte sich selbst zum Oberhaupte der anglikanischen Kirche, welche ihrem Wesen nach ganz katholisch war. Deshalb verfolgte er die „Papisten" ebenso wie die Lutheraner mit unerhörter Grausamkeit. Zwei seiner Gemahlinnen, Anna Boleyn und Katharina Howard, und viele der hervorragendsten Großen fielen seinem Despotismus zum Opfer. — Ihm folgte sein Sohn Eduard Vi., unter dessen Regierung der Erzbischof Cranmer die lutherische Lehre einführte. Doch Eduards Nachfolgerin Maria stellte die katholische Kirche mit Strenge wieder her, und mit vielen andern starb auch Cranmer auf dem Scheiterhaufen. Ihre Schwester Elisabeth (1558—1603) stellte die kirchlichen Neuerungen nach der Lehre Luthers wieder her, doch behielt sie die bischöfliche Verfassung und die Ceremonieen der katholischen Kirche bei. (Episkopal- oder englische Hochkirche.) Die dänische Königin Margaretha hatte durch die calmarische Union (1397) die drei nordischen Reiche Dänemark, Schweden und Norwegen zu einem Reiche vereinigt. Bald aber riß sich Schweden unter eigenen Reichsverwesern los, bis Christian Ii. von Dänemark es blutig wieder unterwarf. (Stockholmer Blutbad.) Unter den Geiseln, die er aus den schwedischen Großen nach Kopenhagen abführte, befand sich auch Gustav Wasa. Diesem gelang es, zu entfliehen und mit dem treuen Bergvolke der Darlekarlen und unterstützt von Lübeck, die dänische Herrschaft zu stürzen, worauf ihn das Volk zum Könige erwählte (1523). Er führte die Reformation in Schweden ein und bereicherte den Staatsschatz durch die eingezogenen Kirchengüter. Stöhn, Hilfsbuch f. d. Geschichtsunterricht. 6

2. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 52

1880 - Essen : Bädeker
52 Das Mittelalter bis zum Erlöschen der Hohenstaufen. Zweite Periode. Bis zum Erlöschen der Hohenstaufen 1254. §. 52. Die deutschen Karolinger. (843-911.) Der Teilung von Verdun folgte eine Zeit großer Verwirrung, während welcher Europa im Süden von den Arabern, im Osten von den Slawen, im Norden und Westen von den Normannen hart mitgenommen ward. Die Normannen in Skandinavien und Dänemark gehörten dem germanischen Volksstamm an, mit dem sie den Wandertrieb, so wie Sprache, Religion und Sitten gemein hatten. Sie unternahmen große Heerfahrten und durchzogen raubend die Küsten der Nordsee, segelten mit ihren kleinen Schiffen die Mündungen der Flüsse hinan und kehrten dann Leutebeladen in die Heimat zurück. Sie entdeckten auch Island und Grönland, und selbst Amerika war ihnen bekannt. — In schwermütigen Heldenliedern und Sagen priesen ihre Sänger (Skalden) die Großthaten der Väter. Die berühmteste Sammlung solcher Götter- und Heldengesänge ist die Edda. — Obschon Ansgar, Bischof von Hamburg, iu den skandinavischen Reichen mit großem Eifer das Evangelium verbreitete, so dauerte es doch uoch lange, bis das Christentum den Odinkultus verdrängte. Durch ein rasches Absterben der meisten Nachkommen Ludwigs des Frommen kam fast die ganze Herrschaft Karls des Großen an Karl den Dicken. Unfähig, den kühnen Normannen zu widerstehen, erkaufte er einen schimpflichen Frieden von ihnen, weshalb die deutschen Fürsten seinen tapfern Neffen Arnulf zum Könige wählten. Arnulf regierte mit Kraft. Er besiegte die Normannen bei Löwen und brach die Macht des großen Mährenreiches, wobei er die wilden Magvaren oder Ungarn zu Hilfe rief. Aber diese wurden für Deutschland bald eine furchtbare Geißel. Schon unter Ludwig dem Kind, dem unmündigen Sohne Arnulfs, machten die Ungarn räuberische Einfälle und erzwangen sich einen jährlichen Tribut. Nach dem kinderlosen Absterben dieses letzten Karolingers wählten die 911. deutschen Fürsten deu Herzog Konrad von Franken zum Könige. Somit ward Deutschland ein Wahlreich. In Italien hörten die Karolinger schon 875 zu herrschen auf, und in Frankreich, wo die Herzöge und Grafen immer mächtiger wurden, nahm das Ansehen der Könige mehr und mehr ab. Der Normannenherzog Rollo oder Robert erzwang die Abtretung der Normandie. Nach dem Tode des letzten Karolingers (987) nahm Hugo Capet, Graf von Paris, den Königstitel an. Burgund ward ein selbständiges Königreich

3. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 64

1880 - Essen : Bädeker
64 Das Mittelalter bis zur Reformation. der^ schwärmerische Wolfram von Eschen Lach durch den „Parzival" und der weltmännische Gottfried von Straßburg durch „Tristan und Jsolt". In diesem Zeitalter wurden indessen zugleich auch die unter dem Volke schon längst verschollenen nationalen Sagen verschiedener Stämme aus den Zeiten der Völkerwanderung zu einem großen Epos, dem „Nibelungenlied", zusammengeschmolzen, welchem „Kudrun" würdig zur Seite steht. Dritte Periode. Bis zur Reformation 1517. §. 60. Das Interregnum. — gtuboff von Kaösöurg. Nach dem Tode Friedrichs Ii. trat in Deutschland vollständige Anarchie ein. Recht und Gesetze wurden mißachtet, und nur der Starke konnte seinen Willen durchsetzen (Faustrecht). — Der Ritterstand entartete immer mehr, aus den Kämpfern Christi wurden Raubritter und Wegelagerer. Jeder suchte sich mit Gewalt aus Kosten des andern zu bereichern. Der Erzbischof von Köln suchte der allgemeinen Rechtlosigkeit in Westfalen durch Einführung einer geheimen Justiz, das sogenannte Femgericht, entgegenzuarbeiten, und die Städte, deren Handelszüge auf Straßen und Flüssen überfallen und ausgeraubt wurden, thaten sich in Bündnissen zusammen, um sich gegenseitig gegen die adeligen Räuber zu schützen. Das größte von diesen Städtebündnissen war die Hansa, welche allmählich achtzig Städte umfaßte, deren Haupt Lübeck war. Ihr mächtiger Einfluß erstreckte sich auch auf die nordischen Königreiche Dänemark, Schweden und Norwegen. Ebenso entstand unter der Leitung von Mainz und Worms der rheinische Städtebund. In dieser Zeit allgemeiner Verwirrung strebten zwei fremde Fürsten nach der deutschen Kaiserkrone: der englische Prinz Richard von Eornwallis und der König Alfons von Castilien, jeder von einer Fürstenpartei unterstützt. Aber keiner von Leiden brachte es zu einigem Ansehen und Einflüsse. Diese Zustände hatten viele Fürsten benutzt, um sich landesherrliche Rechte anzueignen. Um nun das Erworbene nicht wieder einzubüßen, wählten die großen Fürsten, welche später Kurfürsten 1273 hießen, den Grafen Rudolf von Habsburg, weil er ihnen nicht brs mächtig genug dünkte, um die Fürstengewalt zu beschranken, 1291. und doch kräftig genug, um der Anarchie zu steuern und geordnete Zustände im Reiche wieder herzustellen. Er zeichnete sich durch aufrichtige Frömmigkeit, bürgerliche Einfachheit und strenge Rechtschaffenheit aus, besaß aber nur mäßige Stammgüter in der Schweiz und im Elsaß. Er führte siegreiche Kämpfe gegen den

4. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 69

1880 - Essen : Bädeker
Das Mittelalter bis zur Reformation. 69 §, 65. Albrecht Ii. und Kriedrich Iii. Mit Sigismund erlosch das luxemburgische Haus und die Fürsten wählten seinen Schwiegersohn Albrecht Ii. von Österreich. 1437 Von nun an blieb die deutsche Kaiserkrone bei dem österrei chisch-h ab sbur gischen Hause. Seine Regierung war die kürzeste, und es folgt nun die längste, aber auch schwächste unter Friedrich Iii. Unter seiner unthätigen Regierung wählten 1440 sich die Ungarn und Böhmen eigene Könige, und die' Türken, welche 1453 Konstantinopel eroberten, verheerten selbst die kaiser- "Pölich en Stammlande ungestraft. Die Landesfürsten machten sich immer unabhängiger und übten das Fehdewesen ungescheut aus; (der schwäbische Bund gegen den brandenburgischen Markgrafen Albrecht von Baireuth, der Bruderkrieg in Sachsen und der damit in Verbindung stehende Prinzenraub durch den Ritter Kunz von Kaufuugen, die Pfälzerfehde). — Während so das kaiserliche Ansehen immer tiefer sank, wurde die Habsburgische Hausmacht durch die Erwerbung der reichen, blühenden Niederlande vergrößert. Diese Provinzen bildeten einen Teil des Herzogtums Burgund. Herzog Karl der Kühne, ein Mann von Tapferkeit und Kriegsmut, aber auch von Herrschbegierde und Leidenschaftlichkeit, strebte nach Erweiterung seines Herzogtums und geriet dadurch mit deu Schweizern in Krieg, die 'sein kriegsgeübtes Heer bei Granson und Murten furchtbar schlugen, und zum dritten Male erlitt er eine blutige Niederlage bei Naney, wo er selbst fiel (1477). Die Erbin aller dieser Länder war nun Karls des Kühnen einzige Tochter, Maria von Burgund, welche sich mit Friedrichs Iii. Sohne, dem ritterlichen Maximilian, vermählte, wodurch die reichen Niederlande an Österreich kamen, während das eigentliche Burgund der französische König an sich riß. §. 66. Hngtand und Arankreich. Nachdem Egbert die sieben angelsächsischen Königreiche zu einem Ganzen vereinigt hatte (827) (S. 46), begannen die Normannen auch Euglaud unter dem Namen Dänen heimzusuchen ; aber Alfred der Große (900) besiegte sie und gab seinem Lande Freiheit und Ordnung. — Dann aber geriet England durch Kanut den Großen unter dänische Herrschaft, welche aber keinen langen Bestand hatte, denn schon Kaimts Sohne mußten der angelsächsischen Herrscherfamilie wieder weichen. Eduard der Bekenner, der letzte angelsächsische König, bestimmte die Nachfolge dem Herzog Wilhelm von der Normandie. Dort hatten sich die Normannen schon unter Rollo oder Kobert (S. 52) festgesetzt, aber das germanische Element war ganz in dem romanischen untergegangen, und aus den germanischen Normannen waren Franzosen in Sitte und Sprache geworden. Darum sträubte

5. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 147

1880 - Essen : Bädeker
Repetitionstabelle. 147 Jahreszahl. Seite. Frankreich (Metz, Toul und Verdun verloren) zieht gegen 80 1552. den Kaiser. Passauer Vertrag. Augsburger Religious- 1555. stiebe: Die Protestanten erhalten Religionsfreiheit und Rechtsgleichheit (geistlicher Vorbehalt). — Karl legt die 1556. Regierung, nieder. Ihm folgt in Deutschland 1556-1564. Ferbiuaub I., in den übrigen Ländern Philipp Ii. Albrecht von Brandenburg, Hochmeister des deutschen 1525. Ordens, tritt zur neuen Lehre über und verwandelt das Ordensland in ein Herzogtum Preußen. — Joachim Ii. 1539. von Brandenburg führt die Reformation ein. Die Reformation in der Schweiz: Ulrich Zwingli (stirbt in der Schlacht bei Kappel). — Johann Calvin 81 in Genf. Calvins Lehre in Frankreich (Hugenotten), in den Niederlanden, in England und Schottland (Presbyterianer und Puritaner). Heinrich Viii. von England (1509—1547) sagt sich vom Papste los (Anna Boleyn und Katharina Howard). Eduard Vi. führt durch Cranmer die lutherische Lehre ein. Seine Nachfolgerin Maria stellt die katholische Lehre wieder her. Cranmer verbrannt. 1558-1603. Elisabeth begründet die englische Episeopal- oder Hochkirche. Margarethe von Dänemark vereinigt durch die 1397. calmarische Union die drei nordischen Reiche. Schweden reißt sich los und wird von Christian Ii. unterworfen 1523. (Stockholmer Blutbad). Gustav Wasa befreit Schweden. 1545—1563. Das Tribentiner Konzil. Gregor Xiii. verbessert den 82 1540. Kalender. Sixtus V. (1585—1590). Ignaz von Loyola stiftet den Jesuitenorden. Philippii. (Donkarlos). Die Armada gegen Elisabeth. Er vereinigt Portugal mit Spanien (Sebastian). 83 Abfall der Nieberlanbe. Margarethe von Parma Statthalterin. Kardinal Granvella. Kompromiß. Geusen. Volksausstand. Herzog Alba erscheint. Wilhelm von Oranien verläßt das Land. Hinrichtung der Grafen Egmont und Hoorne. Wilhelm von Oranien, Statthalter der nördlichen Provinzen. Albas Nachfolger Juan d'austria und Alexander von Parma. 1579. Utrechter Union. Nach Wilhelms Ermordung sein Sohn 84 Moritz. Die Religionskämpfe in Frankreich. Heinrich Ii. Die Parteien der Guisen und Hugenotten. — Franz Ii., Gemahl der Maria Stuart. Karl Ix. — Katharina von Medici. Anton von Navarra und Coligny. Franz und Karl von Guise. Blutbad zu Vassy. Drei Religionskriege. Pariser Bluthochzeit (23.-24. August 1572). Unter Heinrich Iii. 85

6. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 73

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Die erste deutsche Stahlfederfabrik. 73 und sich schnell Anerkennung verschaffte. Selbst die Engländer mußten die Vortrefflichkeit der deutschen Heintze & Blanckertz- Federn bestätigen; denn sie standen ihnen im Jahre 1862 auf der Londoner Weltausstellung die große goldene Medaille zu. Sodann wurde dem Fabrikanten Blanckertz im Jahre 1881 vom preußischen Staate die goldene Medaille für gewerbliche Leistungen verliehen. Bald darauf ließ die preußische Regierung für die Behörden an Stelle der englischen nur noch deutsche Federn einkaufen, nachdem sich schon früher viele Stadtverwaltungen und große Industrie- werke entschlossen hatten, nur noch deutsche Stahlfedern zu ver- wenden. Jetzt hat sich die deutsche Stahlfederindustrie einen solchen Ruf erworben, daß die englische Industrie vielfach den englischen Federn deutsche Namen und Stempel aufprägt. So findet man eine „Deutsche Kaiserfeder“, eine „Bremer Börsenfeder“, eine „Danziger Postfeder“ usw., die ihren ausländischen Ursprung durch nichts erkennen lassen. 2. Kürzlich bot sich mir die Gelegenheit dar, einen Gang durch die Stahlfederfabrik von Heintze & Blanckertz in Berlin zu machen.

7. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 198

1863 - Essen : Bädeker
198 Sie rüsteten gemeinschaftlich eine Flotte von mehr als 200 Schiffen aus, hielten ein furchtbares Landheer, führten Kriege mit mächtigen Fürsten, eroberten ihre Städte und Länder, stießen Könige vom Thron. Der schwedische König Magnus verlor durch die deutsche Hansa seine Krone, und dem dänischen König Christoph wurde von einem Danziger Bürgermeister der Krieg erklärt. Andere Städte und Länder bemühten sich dagegen um die Freundschaft der deutschen Hansa und räumten ihnen Schiffe, Waarenlager und Vorrechte ein. So kam bald ihr Handel in den Niederlanden, in England, in den nordischen Reichen, in Ost-Europa zum höchsten Flor. Zu Lübeck wurden die Hansa tage, das heißt die Bundesver- sammlungen, gehalten, bei welchen sich alle Bundesstädte durch ihre Abgeordneten einfanden. Auch Gesandte oder Geschäftsträger aus den benachbarten Staaten erschienen, wenn mit dem Bunde etwas zu verhandeln war. Hier wurden alle nöthigen Maßregeln und Unter- nehmungen verabredet, die Beiträge zu den Kosten ausgeschrieben und die Beschwerden eines jeden gehört und abgethan. Der Bund hielt strenge Polizei unter seinen Gliedern. Hatte eine Stadt ihre Pflichten nicht erfüllt, oder sich eines Frevels schuldig gemacht, so wurde sie verhanset, das heißt aus dem Bunde ausgestoßen, geächtet, für eine Feindin aller anderen erklärt. Eine solche Strafe war immer von furchtbaren Folgen; denn der geächteten Stadt wurden ihre Schiffe weggenommen und ihr Handel zerstört. Drei hundert Jahre lang erhielt sich die deutsche Hansa auf dieser Höhe ihrer Gewalt und ihres Ansehens. Als aber ihr Zweck erreicht, das heißt die Sicher heit und Ausbreitung ihres Handels nach Wunsch befördert war, trat wieder eine Stadt nach der andern von dem Bunde ab; und so blieben am Ende nicht mehr, als die drei Städte Hamburg, Lübeck und Bremen übrig, die auf dem letzten Bundestage im Jahre 1630 ihren Verein erneuerten und bis auf diesen Tag den Namen der Hansestädte beibehalten haben. Nach dem Anssterben des hohenstaufischen Kaisergeschlechts (1254) war grosse Verwirrung in Deutschland. Denn von 1254 bis 1273 hatte Deutschland so gnt als gar kein Oberhaupt, und desshalb hat man •diese Zeit das Interregnum oder das Zwischen reich genannt. Mord wurde auf offener Strasse verübt; vorüberziehende Wanderer wurden be- raubt; blühende Dörfer und Städte eingeäschert, und kein Richter war zu finden, der solchem Gräuel gewehrt hälte. Ein Jeder suchte sich selbst zu helfen, und die Rache war oft weit schrecklicher, als das verübte Verbrechen. Diese böse Zeit, in der nicht das Rocht, sondern die Gewalt — die stärkste Faust — obsiegte, nennt man auch die Zeit des Faustrechts. Solchem Zustande wünschten die deutschen Fürsten ein Ende gesetzt. In dem schweizerischen Grafen Rudolph Vod Habsburg glaubte man den Mann zu erkennen, den das Reich bedürfe, und man irrte sich nicht, als man ihn zum deutschen Kaiser wählte; denn er war es, der durch seine Strenge gegen die Raubritter Gesetz und Ordnung wieder herstellte und das Faustrech t beschränkte.

8. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 277

1853 - Essen : Bädeker
277 neben seine große Nase; da giebt ihm der Bär unwillig einen Schlag; der Klotz kommt aus seinem Gleichmuthe und vergilt ihm die Höflich- keit. Der Bär will immer nicht nachgeben, jener auch nicht; der Kampf wird eifriger, grimmiger, bis zuletzt ein derber Schlag den Bären betäubt und von seinem Sitze herunter wirft. Statt des Klotzes richtet man ihm auch ein Brett vor den Bienenstock, woraus er sich setzt, um mit aller Muße Tafel zu halten. Ist er jedoch am besten daran und meint, jetzt hab' er gewonnen Spiel, so geht das Brett los, schaukelt frei mit dem Bären in der Luft, und der Honig ist ihm vor dem Maule weg. Er schnaubt, er brummt und sieht von seinem Schwebe-Katheder wüthend hernieder, versucht wegzukommen, kann aber nimmer aus festen, sichern Ast gelangen. Da bleibt denn der Honig- räuber ruhig sitzen, bis der Jäger naht, der ihn jubelnd bewillkommnet, sich an seinem Spiel erlustigt, und ihm hierauf den Fang giebt. Naht der Winter und stäubt der Schnee in den Wald, so schreitet der Bär seiner Höhle zu, legt sich ruhig hin, knurrt noch hier und da ein wenig und hält dann die Tatzen vor's Maul. Er trinkt nicht, frißt nicht und zehrt — wie ein Rentner, dem die Zinsen ausbleiben, vom Kapital — so von dem Fette, das er den Sommer hindurch angelegt hat. Wiederholungsfragen! Zeichnen und Beschreiben! 21 Skandinavien — Dänemark, Schweden und Norwegen. Skandinavien besteht aus drei Königreichen: Dänemark, Schwe- den und Norwegen. Es ist nur schwach bevölkert, denn auf den 15,000 Quadratmeilen dieser nördlichen Länder wohnen nur etwa 7 Millionen Menschen. Diese sind germanischer Abstammung und beken- nen sich zur evangelischen Religion. Dänemark, am dichtesten bevölkert, liegt hier nördlich von Deutschland und begreift in sich außer dem zu Deutschland gehö- renden Holstein und Lauenburg, noch das mit Holstein verbundene Schleswig, ferner die große Halbinsel Jüttland, die dänischen Ostseeinseln, die Faröerinseln und Island. Die Lust ist in Dä- nemark mehr feucht als kalt, der Boden ftuchtbar und der Handel nicht unbedeutend. Alle Schiffe, welche durch die drei Meerengen, den groß- sten und kleinen Belt und den Sund fahren, sind dem Könige von Dänemark zinsbar, und dieser Schiffe sind nicht wenige, denn auf kei- nem andern Wege kann man aus der Nordsee in die Ostsee gelan- gen. Die Haupt- und Residenzstadt von Dänemark ist Kopen- hagen mit 130,000 Einwohner. Schweden und Norwegen, seit 1814 unter einem Könige ver- einigt, der in Stockholm residirt, umfassen die eigentliche skandi- navische Halbinsel. Die hohen Gebirge im Westen und die nörd-

9. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 206

1853 - Essen : Bädeker
206 Als die anderen norddeutschen Handelsstädte sahen, wie furcht- bar sich die Hansa geinacht hatte', und wie sicher sie ihren Handel trieb, so traten viele von ihnen dem Bunde bei. Die ersten waren Braunschweig, Rostock, Wismar, Stralsund, Greifswalde, Kolberg, Stettin, Stolpe, Anclam, in der Folge auch noch viel mehrere, wie Berlin, Frankfurt an der Oder, Königsberg, Danzig, Magdeburg, Köln rc., im Ganzen über sechszig Städte. Sie hatten sich nun selbst vor den mächtigsten Feinden nicht mehr zu fürchten; im Gegentheil, sie führten eine hohe, gebiete- rische Sprache gegen sie und wußten ihren Worten Bedeutung zu geben. Wer sich nicht in der Güte zur Ruhe fügte, der wurde schnell, oft schimpflich, dazu gezwungen. Mit jedem Jahre verstärkte sich ihr Bund; zur Zeit seiner höchsten Macht gehörten fünfund achtzig Städte zu demselben. Sie rüsteten gemeinschaftlich eine Flotte von mehr als 20 0 Schiffen aus, hielten ein furchtbares Land Heer, führten Kriege mit mächtigen Fürsten, eroberten ihre Städte und Länder, stießen Könige vom Thron. Der schwedische König Magnus verlor durch die deutsche Hansa seine Krone, und dem dänischen König Christoph wurde von einem Danziger Bürgermeister der Krieg erklärt. Andere Städte und Länder bemühten sich dagegen um die Freundschaft der deutschen Hansa und räumten ihnen Schiffe, Waa- renlager und Vorrechte ein. So kam bald ihr Handel in den Nie- derlanden, in England, in den nordischen Reichen, in Ost-Eu- ropa zum höchsten Flor. Zu Lübeck wurden die Hansatage, das heißt die Bundesver- sammlungen, gehalten, wobei sich alle Bundesstädte durch ihre Abge- ordneten einfanden. Auch Gesandte oder Geschäftsträger aus den be- nachbarten Staaten erschienen dabei, wenn mit dem Bunde etwas zu verhandeln war. Hier wurden alle nöthigen Maßregeln und Unter- nehmungen verabredet, die Beiträge zu den Kosten ausgeschrieben und die Beschwerden eines jeden gehört und abgethan. Der Bund hielt strenge Polizei unter seinen Gliedern. Hatte eine Stadt ihre Pflich- ten nicht erfüllt, oder sich eines Frevels schuldig gemacht, so wurde sie Verhaus et, das heißt aus dem Bunde ausgestoßen, geächtet, für eine Feindin aller anderen erklärt. Eine solche Strafe war immer von furchtbaren Folgen, denn der geächteten Stadt wurden ihre Schiffe weggenommen und ihr Handel zerstört. Drei hundert Jahre lang erhielt sich die deutsche Hansa auf dieser Höhe ihrer Gewalt und ihres Ansehens. Als aber ihr Zweck erreicht, das heißt die Sicherheit und Ausbreitung ihres Handels nach Wunsch befördert war, trat wieder eine Stadt nach der andern von dem Bunde ab; und so blieben am Ende nicht mehr, als die drei Städte Hamburg, Lübeck und Bremen übrig, die auf dem letz- ten Bundestage im Jahre 1630 ihren Verein erneuerten und bis auf diesen Tag den Namen der Hansastädte beibehalten haben.

10. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 284

1853 - Essen : Bädeker
284 Seekuh, der Delphin, der Wallfisch. Der Wallfisch ist das größte Säugethier, denn 80 Elephanten machen erst einen Wallfisch aus; er ist 70 bis 80 Fuß lang und bis 2000 Centner schwer. Wegen des großen Nutzens, den der Wallfisch durch seinen Thran und sein Fischbein gewährt, ist der Fang desselben seit Jahrhunder- ten von verschiedenen Völkern mit großem Eifer betrieben worden. Vom 11. bis 14. Jahrhundert betrieben ihn besonders die Basken (aus Spanien). Darauf kam er in die Hände der Holländer, die ihn im 17. Jahrhundert zu einer solchen Blüthe brachten, daß sie in einem Jahre 300 Schiffe mit 18,000 Matrosen ausschickten und auf Spitzbergen eine besondere Niederlassung zur Betreibung dieses wich- tigen Industriezweiges gründeten. Gegenwärtig wird der Fang dieses Thieres im hohen Norden hauptsächlich von den Engländern be- trieben, doch gehen jährlich auch einige Schiffe von Frankreich, Ham- burg, Bremen, Altona, Glückstadt, Holstein und Schleswig, Hannover, Rostock und Stettin aus den Wallsischfang. Die Schiffe, jedes ungefähr mit 50 Mann besetzt, lausen im Frühjahre aus und kommen im August und September zurück. So lange der Fang noch ergiebiger war, erlegte ein Schiff auf einer solchen Fahrt nach Spitzbergen 8 Wallfische Die Ergiebigkeit ist jedoch nicht in allen Jahren gleich. Jetzt rechnet man es gewöhnlich schon für ein glückliches Jahr, wenn auf eiuer Fahrt drei Wallfische erlegt werden. Sind die Schiffe in den Gegenden, wo sich Wallfische aufhalten, angekommen, so muß Tag und Nacht die größte Wachsamkeit beobach- tet werden. Die Böte werden au den Seiten des Schiffes ausge- hängt, um zu augenblicklicher Benutzung bereit zu sein. Gestattet es der Stand des Meeres, so wird auch wohl sofort ein Boot ausgesetzt, bemannt und ins Schlepptau genommen. Sobald sich ein Wallfisch wahrnehmen läßt, wird sogleich das Zeichen zum Aufbrechen gegeben: ein Wall! ein Wall! ruft die Wache, und sogleich setzt sich ein Boot in Bewegung, und andere folgen ihm in größter Eile und unter großem Allarm. Man nähert sich dem Ungeheuer, der Chef lenkt das Boot, der Harpunirer schwingt seine schlanke, leichte Waffe, auf Befehl des Chefs durchschneidet sie die Luft und trifft das Thier. Dieses schlägt furchtbar mit seinem Schwänze umher, und wehe dem Fahr- zeuge, das von ihm getroffen wird, denn es wird unfehlbar von ihm zerschmettert. Mit ungeheurer Schnelligkeit stiegt der Wallfisch, hinter sich her die Siegerbarke schleppend; denn an der Harpune war ja jenes Tau befestigt, das nun dem Bote als Schlepptau dient. Ab- wechselnd taucht der Walisisch und steigt wieder in die böhe, bis er endlich erschöpft noch einmal aufsteigt, um zum letzten Male Luft zu schöpfen. Dieser Zeitpunkt ist es, wo der Chef das Hintertheil des Bootes an die Brust des Thieres anlegen läßt und das blutige Schau- spiel dadurch beendet, daß er eine lange vierschneidige Lanze in die Lungen stößt. Dieser Stoß muß aber tief und schnell geschehen; denn
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